Paul Ben-Haim: JORAM – Oratorium für Soli, Chor und Orchester
Viktorija Kaminskaite – Sopran
André Khamasmie – Tenor
Daniel Ochoa – Bariton
Assaf Levitin – Bass
Leipziger Synagogalchor
Kammerchor Josquin des Préz
collegium thomanum
Ensemble Consart
Vokalensemble Sequenz (Halle)
Knabenchor Dzvinochok (Ukraine)
Akademisches Orchester der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Leitung – Ludwig Böhme (Leipzig), Daniel Spogis (Halle)
1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland. Eigentlich sollten die Konzerte schon 2021 stattfinden. Aber
aufgeschoben ist nicht aufgehoben: 200 überwiegend junge Menschen werden ein grandioses und dennoch fast
unbekanntes Oratorium im Leipziger Gewandhaus und in der Händelhalle in Halle zu neuem Leben erwecken
und eine bewegende chorsinfonische Geschichte erzählen.
Der Komponist Paul Ben-Haim war eines dieser „jüdischen Leben“ in Deutschland. 1897 wurde er in München
als Paul Frankenburger geboren. 1933, drei Wochen nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten vollendete
er sein Oratorium „Joram“. Obwohl er es zeit seines Lebens als sein Hauptwerk betrachtete, wurde es nie
vollständig aufgeführt. Gerade noch rechtzeitig emigrierte er 1933 nach Palästina, wo er seinen Namen
hebraisierte. Ben-Haim gilt als erster Schöpfer einer charakteristisch israelischen Musik. Die Komponisten der
jüngeren Generation Israels sind fast ausnahmslos seine Schüler.
„Das Buch Joram“ (geschrieben von Rudolf Borchardt) erschien 1907. Es knüpft sprachlich an das Alte
Testament und inhaltlich an das Schicksal des Hiob an. Joram, ein gläubiger Jude, erleidet unverschuldet großes
Unrecht und klagt Gott in seiner Verzweiflung an, versöhnt sich aber am Ende mit ihm. Vertont in den Jahren
1932/33, sind die Bezüge zu den Geschehnissen in dieser Zeit bewegend.
Die Musik ist einerseits der deutschen Spätromantik und damit Gustav Mahler und Richard Strauss eng
verbunden. Andererseits enthält sie in Rhythmik und Melodik klare jüdische und orientalische Komponenten.
Damit verbinden sich bei Frankenburger – kurz vor seiner Emigration – hörbar deutsche und jüdische Kultur.
Das Werk wurde erstmalig 1979 in Israel gekürzt und hebräischer Sprache aufgeführt. Die eigentliche
Uraufführung (komplett und in deutscher Originalsprache) fand erst 2008 in München statt. Als Abschluss der
Jüdischen Woche erlebt das Oratorium mit den Stimmen der heutigen Generationen in Leipzig und Halle seine
erste vollständige Aufführung.